Medienhandeln in globalisierten und multilokalen Lebenswelten
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Beschreibung
Immer mehr Lebensbereiche werden immer grundlegender von Medien durchdrungen. Durch diesen Mediatisierungsprozess verändern sich die Rahmenbedingungen für Erleben, Handeln und Kommunizieren der Menschen. Es entstehen neue Kommunikationsformen und Kommunikationsmöglichkeiten: Zum Beispiel erlauben die neuen Smartphones und Tablets ein in hohem Maße flexibles Medienhandeln - man kann sich unabhängig von Ort und Zeit mit medialen Inhalten beschäftigen, mit Menschen kommunizieren und eigene Botschaften artikulieren. Vor allem mobile Geräte erweitern die Zugriffsmöglichkeiten auf mediale Inhalte und kommunikative Werkzeuge; Individual- und Massenkommunikation wachsen dabei immer enger zusammen. Handeln und Kommunizieren werden so zunehmend multi- und translokal. Gleichzeitig geraten Handeln und Kommunizieren aber auch in einem neuen Sinn in einen ökonomischen Kontext: Wer seine Handlungsspielräume für eine souveräne Lebensführung ausloten will, muss sich immer auch vorgegebene mediale Inhalte und Werkzeuge aneignen und sich auf damit verbundene kommunikative Strukturen einlassen. Denn die Verwendung digitaler Medien findet Techniken und Organisationsformen vor, auf die sie sich beziehen muss und die in ökonomischem Interesse gestaltet und entwickelt worden sind. Was jenseits des direkt Erfahrbaren mit Kommunikaten und mit den eigenen Daten passiert, ist dann kaum noch nachvollziehbar. Globalisierung und Ökonomisierung gehen so Hand in Hand mit Prozessen der Mediatisierung. Die daraus resultierenden kulturellen, politischen, ökonomischen und medialen Entwicklungen erweisen sich als eng miteinander verzahnt und verändern die Art, wie die Welt konstruiert und rekonstruiert wird. Die Subjekte als Interpreten und Gestalter ihrer Lebenswelt sind obendrein immer mehr gefordert, ihre Lebensführung mit all diesen Anforderungen "von außen" in Einklang zu bringen. Die Herausforderungen, denen sich die Subjekte dabei im Rahmen von Medienaneignungsprozessen stellen (müssen), können vor diesem Hintergrund in verschiedenen Dimensionen skizziert werden, so etwa als: - Vergemeinschaftung: Soziale, kulturelle und politische Räume, in denen je nach Gegenüber oder Publikum unterschiedliche Themen verhandelt werden, konstituieren sich zunehmend über mediatisierte soziale Beziehungen. Es werden neue Vergemeinschaftungsformen möglich und sichtbar, die nicht mehr auf traditionellen Bindungsformen beruhen, sondern in denen Entgrenzung erfahren und mit medialen Mitteln gestaltet wird, zum Beispiel in multilokalen Familien-, Liebes- oder Freundschaftsbeziehungen - Verortung: Das Subjekt ist in seinen durch mediale Strukturen vorstrukturierten Auseinandersetzungen und Beziehungsformen mit anderen gefordert, verschiedene Facetten seines Selbst zu präsentieren und sich im Hinblick auf vielfältige Fragestellungen zu verorten. Dies geschieht dann beispielsweise im Hinblick auf globale oder lokale Themen und oft auch mit Bezug auf die Gestaltung und Ausformung lokaler, regionaler oder auch grenzüberschreitender transkultureller Identität. - Flexibilisierung: Mobiles Medienhandeln ermöglicht den Subjekten Flexibilität im Umgang mit medialen Strukturen und Werkzeugen. Flexibilität ist aber auch als eine gesellschaftliche Anforderung an die Einzelnen zu diskutieren, die in der mediatisierten Lebenswelt zum Beispiel im Hinblick auf die Arbeitssphäre an Bedeutung gewinnt. - Verdichtung: Durch Mediatisierung ist eine Verdichtung kommunikativer Beziehungen zu beobachten, die Fragen nach Nähe und Distanz in der Gestaltung des Soziallebens aufwirft. Zugleich werden damit neue Orientierungsbedarfe der Menschen offenkundig, da es zunehmend schwierig ist, die Konsequenzen des eigenen kommunikativen Handelns zu überblicken, die beobachtet, aufgezeichnet und ausgewertet werden. Insofern tragen diese sich wandelnden Rahmenbedingungen von Sozialisation und sozialem Handeln und Erleben einerseits zu neuen Beziehungsformen, andererseits aber unter Umständen auch zu einer Verengung auf strukturell Zugelassenes und zu grundlegender, am kommunikativen Handeln ansetzender Verunsicherung bei. Indem das Subjekt immer stärker gefordert ist, sich mit Anforderungen einer zunehmend mediatisierten Sozialwelt auseinanderzusetzen bzw. diese durch sein eigenes Medienhandeln aktiv mit- und auszugestalten, wird das Spannungsfeld zwischen ökonomischen Interessen und dem souveränen Handeln der Einzelnen aufs Neue zu einem wichtigen Thema kommunikations- und medienwissenschaftlicher Forschung. Dies behandelt merzWissenschaft 2012.
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Über den Autor
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