Die Berliner Antigone
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Beschreibung
Hochhuths Erzählung »Die Berliner Antigone« ist neben seinem Drama »Der Stellvertreter« einer der klassischen Texte des literarischen Humanismus in der postfaschistischen Epoche. Die Erzählung thematisiert - ebenso wie die beiden Prosastücke »Anekdote« und »Mutterliebe« und die in Gedichtform gehaltenen »Zwölf Blätter aus einem Geschichtsatlas« das Problem der Geschichte und des einzelnen Menschen in den Katastrophen der Geschichte. von Hochhuth, Rolf
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Über den Autor
Rolf Hochhuth, * 1. 4. 1931 Eschwege (Hessen). Der Sohn eines Fabrikanten arbeitete nach einer Buchhandelslehre und Universitätsstudien als Gasthörer in Heidelberg und München von 1955 bis 1963 als Verlagslektor in Gütersloh. Seitdem lebt er als freier Schriftsteller in Riehen bei Basel. Berühmt wurde H. mit seinem ersten Schauspiel Der Stellvertreter, das mit der These von der Mitschuld des 'Stellvertreters' Papst Pius XII. an der Judenvernichtung im Dritten Reich und der rigorosen Kritik an der Haltung der Kirche ein Tabu brach und nach der Berliner Uraufführung 1963 unter der Regie von Erwin Piscator heftige Kontroversen auslöste. Anders als im zeitgenössischen Dokumentartheater, mit dem H. die (stets ausführlich mitgeteilte) dokumentarische Grundlage teilt, stellt H. die moralische Entscheidung des Einzelnen in den Mittelpunkt. In einer Art Wiederaufnahme der Schillerschen Vorstellung vom Theater als moralischer Anstalt besteht H. auf der Entscheidungsfreiheit und sittlich-religiösen Verantwortlichkeit des Individuums und seiner P¿icht, moralisch handelnd einzugreifen. Auch formal schließt sich H. an das klassische Theater an. Die dem Stellvertreter folgenden Stücke variieren an verschiedenen historischen oder gesellschaftlich brisanten Beispielen dieses Konzept vom Theater als Tribunal. Das Drama Juristen bewies noch einmal die öffentliche Wirkung H.s, indem es wesentlich zum Rücktritt des baden-württembergischen Ministerpräsidenten Hans Filbinger, Marinerichter im Dritten Reich, beitrug. Zurück in diese Vergangenheit führt auch die fünfaktige Groteske Nietzsches Spazierstock, in deren Mittelpunkt der Sohn eines KZ-Opfers steht, der eine Zwangsneurose vortäuscht - er grüßt ständig mit Heil Hitler! und verprügelt jeden, der nicht zurückgrüßt - und von den Ärzten Wahnsinn attestiert bekommt. Auch die bekannteste Erzählung H.s, Eine Liebe in Deutschland, thematisiert Vorgänge aus dieser Zeit - die Beziehung einer Deutschen zu einem polnischen Kriegsgefangenen - und dokumentiert zugleich mit umfangreichem Material die Unwilligkeit der Deutschen, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen. In: Reclams Lexikon der deutschsprachigen Autoren. Von Volker Meid. 2., aktual. und erw. Aufl. Stuttgart: Reclam, 2006. (.) - © 2001, 2006 Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stuttgart.
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