
Forschungsbasierte Schulpädagogik
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Beschreibung
Evidenzbasierung - auch in der Pädagogik? Von einem Arzt erwarten wir, dass er bei der Behandlung den neuesten Forschungsstand berücksichtigt. Wenn ein Arzt bei einer Lungenentzündung kalte Wickel und Kamillentee verordnet, begeht er einen Kunstfehler und muss sich vor Gericht verantworten. Von einem Pädagogen sollte in gleicher Weise erwartet werden, dass er den aktuellen Kenntnisstand in der pädagogischen Forschung angemessen berücksichtigt. Ein Pädagoge macht z. B. Kunstfehler, wenn er nur massiert mit seinen Schülern übt, wenn er bei der Vermittlung komplexer neuer Inhalte Schüler Problemlösungen entdecken lässt, oder wenn er Schüler, die eine miserable Klassenarbeit geschrieben haben, mit den Worten tröstet: "Mach dir nichts draus. Mathematik ist halt nicht deine Stärke." In den letzten Jahrzehnten hat sich die Pädagogik als naturwissenschaftliche Disziplin etabliert. TIMSS, Pisa und J. Hattie haben diese Entwicklung von einer geisteswissenschaftlichen Disziplin zu einer naturwissenschaftlichen Disziplin befördert. In der "Forschungsbasierten Schulpädagogik" wird dies durch die Darstellung von 23 Experimenten zum Lehren und Lernen dokumentiert. Wenn es nach den geisteswissenschaftlich orientierten Pädagogen gehen würde, dürfte es diese Experimente gar nicht geben! Diese Experimente beziehen sich auf zentrale Fragen der Schulpädagogik, z. B. - Entdeckendes Lernen ist beim Erwerb neuen Wissens ungeeignet; Schüler sind hier auf massive Hilfen z. B. durch Lösungsbeispiele angewiesen. Besonders trifft dies auf lernschwächere Schüler zu! - Tests können Lernen und Angstabbau unterstützen, auch wenn sie unter bestimmten Voraussetzungen Angst auslösen. - Gruppen- und Tutorenarbeit kann Kindern mit massiven Wissenslücken helfen, den Anschluss zum Wissensstand der Klasse wieder zu finden. Allerdings müssen dazu Lehrkräfte auch durch Lehrerfortbildungen befähigt werden - bei Ärzten sind solche Fortbildungen eine Selbstverständlichkeit! von Wellenreuther, Martin
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Über den Autor
Martin Wellenreuther, Jg. 1944, hat in Mannheim Sozialwissenschaften mit dem Schwerpunkt Sozialpsychologie studiert. Nach dem Studium arbeitete er zwei Jahre im Soziologischen Forschungsinstitut Göttingen (SOFI). Im Anschluss daran wechselte er zur Beratungsstelle für empirische Methoden und Statistik der Universität Göttingen im Fachbereich Erziehungswissenschaft. Dort beriet er zwischen 1973 und 1996 empirische Projekte, war Mitglied der wissenschaftlichen Begleitung eines Ganztagschulversuchs und führte zwischen 1980 und 1996 zusammen mit F. Zech ein von der DFG gefördertes Forschungsprojekt zur Entwicklung verständlicher Unterrichtsmaterialien für lernschwache Schüler durch. Seit 1996 arbeitet er als Mitarbeiter im Institut für Pädagogik an der Universität Lüneburg. Seit Herbst 2009 ist Martin Wellenreuther pensioniert.
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