Homo mundanus
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Beschreibung
Wenn die Moderne glaubte, alles sei vom Menschen aus und auf diesen hin zu verstehen, so beruhte dies auf der Annahme, dass der Mensch eigentlich ein Weltfremdling sei. Ein solcher soll er sein, weil er durch eine weltüberlegene und ihn von allen anderen Lebewesen unterscheidende Natur ausgezeichnet ist. Diese Sondernatur des Menschen wurde traditionell darin gesehen, dass der Mensch das einzige mit Rationalität begabte Wesen sei. Das kam in der Definition des Menschen als animal rationale zum Ausdruck. Eine Seele mögen die anderen Lebewesen auch besitzen; sogar die Pflanzen haben vielleicht eine solche, und die Tiere verfügen zudem über Empfindung und Wahrnehmung und wohl auch über Gedächtnis und Phantasie. Aber Rationalität soll ausschließlich dem Menschen zukommen, soll dessen Monopol und Privileg sein. Nun ist dies allerdings, wie neuere wissenschaftliche Befunde gezeigt haben, unhaltbar. Viele Tiere verfügen bereits über erstaunliche rationale Fähigkeiten. Unsere Rationalität ist demgegenüber zwar weiter fortgeschritten, aber sie hat sich eben aus prähumanen Vorgaben und Errungenschaften entwickelt. Das zeigt, dass wir kraft der Rationalität gerade nicht absolute Sonderwesen sind, sondern in einer Kontinuität mit den anderen Lebewesen stehen. Und so belegt das Merkmal, das einst als Alleinstellungsmerkmal und als Beleg für die Disparität der menschlichen gegenüber der weltlichen Natur gelten sollte, paradigmatisch, was für jeden Zug des Menschen gilt: dass er von Vorgaben und Anbahnungen aus erwachsen ist, die sich auch sonstwo in der Welt schon finden. >Geist< ist evolutionär erwachsen, und somit sind wir Menschen nicht nur in unserem biologischen, emotionalen und ethologischen, sondern noch in unserem kognitiven Setup zutiefst weltgeprägte und weltverbundene Wesen. von Welsch, Wolfgang
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Über den Autor
Wolfgang Welsch, geb 1946, ist Professor für Philosophie an der Universität Jena. Publikationen u.a.: Aisthesis. Grundzüge und Perspektiven der Aristotelischen Sinneslehre (1987); Unsere postmoderne Moderne (1987, 7. Aufl. 2008); Ästhetisches Denken (1990, 6. Aufl. 2003); Vernunft. Die zeitgenössische Vernunftkritik und das Konzept der transversalen Vernunft (1995; 4. Aufl. 2007).
- Hardcover
- 848 Seiten
- Erschienen 2016
- C.H.Beck
- paperback
- 204 Seiten
- fabrico verlag
- Taschenbuch
- 316 Seiten
- Erschienen 2022
- Suhrkamp Verlag