Hölderlins Elegie "Brod & Wein" oder "Die Nacht"
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Beschreibung
Die Elegie Brod und Wein gilt seit Norbert von Hellingrath als 'beste Grundlage zum Eindringen in Hölderlins Gedankenwelt'. Umso befremdlicher erscheint die Tatsache, dass Hölderlin eben dieses Gedicht selbst noch einmal grundlegend umgearbeitet hat. Die Reinschrift der letzten Version der Elegie ist verschollen, nur die erste Strophe wurde, gegen den Willen des Dichters, 1807 unter dem Titel 'Die Nacht' publiziert. Erhalten ist jedoch der intensive, editorisch schwierig zu deutende Entwurf im Homburger Folioheft, dessen intendierte Textgestalt erstmals 1977 in der Frankfurter Hölderlin- Ausgabe rekonstruiert wurde. Die Konsequenzlogik dieser poetischen Transformation der großen Elegie erschließt sich nur im meditativen Nachvollzug der je einzelnen Stelle. Im steten Blick auf die Gesamtkomposition des Gedichts kommentiert Wolfram Groddeck Vers für Vers des späten revidierenden Entwurfs und erläutert die Differenz zur reinschriftlichen Grundschicht. Der Kommentar ist edi tionsphilologisch und zugleich poetologisch orientiert. In der Suche nach dem intertextuellen Verhältnis der beiden konträren poetischen Artikulationen Hölderlins konstituiert sich ein zum Teil neuer 'hypothetischer Text' der letzten Version der Elegie und es ergibt sich eine neue Sichtweise auf den handschriftlichen Entwurf. Ähnlich wie sich der Übersetzer Hölderlin zur Sprache in der Antigonä des Sophokles verhält, so verhält sich der Dichter Hölderlin zu seiner eigenen Elegie, indem er den 'heiligen Ausdruk zu ändern' unternimmt und in die Sprache seiner Gegenwart übersetzt. Die Monographie 'Hölderlins Elegie Brod und Wein oder Die Nacht' will den faszinierenden Prozess dieser Selbst-Übersetzung erschließen. Das Singuläre in Hölderlins später Revision der Elegie zeigt sich auch im unmittelbar Anschaulichen der Handschrift, wo in einer Art 'Interlinearübersetzung' zwei verschiedene dichterische Sprachen übereinander geschrieben sind: über die klassisch vollendet wirkende Sprache von Brod und Wein die dunkle, 'eigentlich originelle' der späten 'Nachtgesänge'. Noch bei der poetisch radikalen Dekomposition der reinschriftlichen Elegie spiegelt sich Hölderlins Treue zum eigenen Gedicht im Erscheinungsbild des Manuskripts, wo der neue Text 'an der Stelle' des früheren gelten soll. von Groddeck, Wolfram
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Über den Autor
Klaus Heinrich, geboren 1927 in Berlin, lebt in Berlin.¿ Volksschule, humanistisches Gymnasium, 15jährigeingezogen als Jungkanonier (Luftwaffenhelfer). 1943Verfahren wegen Wehrkraftzersetzung und Defaitismus¿ seit dem Wintersemester 1945/46 Studium derRechte und Philosophie, Psychologie und Theologie,Kunst- und Literaturgeschichte an der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin. Denunziert und bedroht,1948 studentischer Mitbegründer der Freien UniversitätBerlin ¿ 1952 Promotion in Philosophie mit einem»Versuch über das Fragen und die Frage«, 1964 Habilitationmit einem »Versuch über die Schwierigkeit neinzu sagen«. Lehrtätigkeit seit 1956, 1968 Direktor desReligionswissenschaftlichen Instituts, 1971 ordentlicherProfessor für Religionswissenschaft auf religionsphilosophischerGrundlage, emeritiert 1995. ¿ Ehrenmitgliedder Deutschen Psychoanalytischen Vereinigung (DPV)1998. Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosader Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung,Darmstadt, 2002.
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